Im stressigen Alltag bleibt neben dem Job und anderen Verpflichtungen häufig keine Zeit für Weiterbildung übrig. Doch das ist ein großes Problem! Wenn wir nicht kontinuierlich dazulernen, entwickeln wir uns nicht weiter und werden schließlich von anderen abgehängt. In diesem Artikel zeige ich, wie du trotz eines vollen Kalenders Zeit fürs Lernen finden kannst.
Weiterbildung ist wichtig. Jeder Mensch wird dieser These zustimmen, doch nur Wenige leben danach – und räumen ihrer persönlichen Weiterentwicklung eine entsprechende Bedeutung ein. Ich meine das gar nicht vorwurfsvoll. Es ist eine große Herausforderung, neben beruflichen, familiären und anderen privaten Verpflichtungen Zeit für Weiterbildung zu finden.
Kleine Übung zur Selbstreflektion:
Wann hast du dich das letzte Mal nach der Arbeit an den Schreibtisch gesetzt und ein Fachbuch durchgearbeitet? Stehst du regelmäßig am Wochenende früher auf, um Englisch oder Chinesisch zu lernen? Hast du jemals eine Verabredung ausgeschlagen mit den Worten „Sorry, ich kann nicht, denn ich möchte mich weiterbilden“?
Und dabei spreche ich nicht von ein paar How-to-YouTube-Videos, die du dir vorm Schlafengehen auf dem Smartphone reinziehst oder von einem drögen Halbtagesseminar, bei dem man parallel E‑Mails beantworten kann. So etwas kann jeder.
Ich rede von tiefer, fachlicher Weiterbildung, die nachhaltig deine Kompetenzen verbessert und dir dauerhaft von Nutzen sein wird.
Wann hast du dir zuletzt Zeit dafür genommen? Wenn ich diese Frage in meinen Zeitmanagement-Seminaren stelle, senken die Teilnehmer in der Regel den Kopf und versuchen sich zu erinnern.
Die meisten haben das Thema Weiterbildung zwar auf dem Schirm, sind aber mit ihrer persönlichen Umsetzung unzufrieden. Sie würden sich gerne mehr Zeit dafür nehmen, schaffen es aber nicht. Zu viele Aufgaben, zu viele Projekte, zu Termine.
Vor allem aber: zu viele Ausreden, wenn du mich fragst.
Darum erkläre ich in diesem Artikel, wie man sich mehr Zeit für Weiterbildung nehmen kann – und zwar so, dass es den üblichen Tagesablauf nicht durcheinanderwirbelt und möglichst wenig Überwindungsenergie kostet. Zuerst müssen wir aber noch eine wichtige Sache klären.
Warum du dir Zeit für Weiterbildung nehmen musst
Zeit für Weiterbildung bekommst du nicht geschenkt. Du musst sie dir nehmen. Selbst, wenn dir dein Arbeitgeber ein paar Kurse bezahlt und dich für diese Zeit freistellt, musst du dafür sorgen, dass deine restlichen To-dos nicht auf der Strecke bleiben.
Außerdem musst du deine Weiterbildungsmaßnahmen so planen, dass sie in deinen Kalender und zu deinen Terminen passen. Das ist gar nicht so einfach. Doch wenn du deine Investition in dich selbst nicht priorisierst, wirst du sie immer weiter aufschieben – bis du dich irgendwann gar nicht mehr darum kümmerst und komplett in deinen eingefahrenen Mustern versackst.
Du musst also aktiv werden und dich vielleicht sogar ein bisschen überwinden. Der erste Schritt auf diesem Weg besteht darin, festzustellen, warum dir eine Weiterbildung in der aktuellen Situation so schwer fällt. Auf diese Weise lernst du deine inneren Widerstände besser kennen und kannst zielgerichtet daran arbeiten.
Weiterbildung fällt vielen Menschen deshalb so schwer, weil …
Diese Liste ist nur als Beispiel zu verstehen; es gibt noch weitere Gründe. Wichtig ist, dass du deine persönlichen Hindernisse identifizierst und dich damit beschäftigst, welche Gegebenheiten dich vom Lernen abhalten.
Sobald du davon eine Idee hast, konzentrierst du dich im zweiten Schritt auf die potenziellen Vorteile, die eine Fortbildung mit sich bringen kann. Damit verschiebst du deinen Fokus auf die positiven Aspekte und erzeugst Motivation, um mehr Zeit in eine Weiterbildung zu investieren.
Hier sind fünf bedeutende Vorteile, an denen du dich orientieren kannst:
Sobald du herausgefunden hast, welche Vorteile für dich überwiegen, fehlt jetzt nur noch eines: Zeit für deine Weiterbildung. Und wie du bei diesem dritten Schritt vorgehen kannst, sehen wir uns jetzt an.
So findest du neben dem Job Zeit für deine Weiterbildung
Meine Vorschläge in diesem Artikel beruhen auf der Prämisse, dass Weiterbildung einen festen Platz in deinem Leben einnehmen soll. Wir sprechen also nicht über Einmal-Aktionen, sondern über regelmäßige Gewohnheiten.
Um solche Verhaltensmuster einfacher in deinem Alltag zu etablieren, empfehle ich die strategische Grundausrichtung: Knüpfe neue Gewohnheiten an bestehende Abläufe.
Nach einer gewissen Zeit verbinden sich die Aktionen dann zu einer Einheit und laufen (fast) automatisch ab. Für unser Vorhaben bedeutet das: Kopple eine Weiterbildungsmaßnahme an einen regelmäßigen Ablauf. Hier sind sieben Vorschläge, wie das konkret aussehen könnte.
1. Vor der Arbeit
Wenn du jemand bist, der schon früh morgens fit und aufnahmefähig ist, solltest du deine Weiterbildungseinheit vor der Arbeit durchführen. Zum Beispiel direkt nach dem Aufstehen oder bevor du das Haus verlässt. Du könntest deine Lerneinheit auch als Teil einer Morgenroutine betrachten und ihr somit noch mehr Gewicht verleihen.
Wichtig dabei ist, dass du deine Weiterbildung nicht beiläufig ausführst (zum Beispiel nebenbei Zähne putzen, frühstücken oder die Kinder fertig machen). Fokussiere dich stattdessen auf das, was du tust. Lieber fünf Minuten mit voller Konzentration als 30 Minuten im Multitasking-Modus.
2. Auf dem Weg zur Arbeit
Du kannst auch den Weg zur Arbeit für deine regelmäßige Weiterbildungseinheit nutzen. Hierbei kommt es stark darauf an, wie dein Arbeitsweg aussieht.
Remote-Arbeitskräfte sind an dieser Stelle raus. Bahnfahrer haben je nach Bahnsituation die meisten Möglichkeiten, sofern sie ein ruhiges Plätzchen finden. Möglicherweise können sie sogar etwas aufschreiben oder verschiedene Lernunterlagen nutzen.
Autofahrer haben es da schon schwieriger: Sie müssen auf den Verkehr achten und haben die Hände am Lenkrad. Audio-Inhalte wären eine Option, wie zum Beispiel Podcasts oder Hörbücher. Dieses Zeitmanagement-Hörbuch* kann ich empfehlen.
Auf dem Fahrrad könnte auditive Medien auch nebenbei konsumieren, sofern man dadurch nicht vom Straßenverkehr abgelenkt wird. Empfehlen würde ich es aus Sicherheitsgründen allerdings nicht. Bleiben die Fußgänger: Neben den besagten Audio-Inhalten wären Karteikarten (altmodisch) oder Lern-Apps eine Option. Vielleicht nutzt man den Weg aber auch einfach zum Durchatmen.
Insgesamt ist der Weg zur Arbeit eine minderwertige Option, um sich weiterzubilden. Es ist ein dynamischer, störungsanfälliger Prozess, bei dem eine Weiterbildung nur mit geteilter Aufmerksamkeit verfolgt werden kann. Immer noch besser als gar nichts, aber nicht optimal.
3. Während der Arbeit
Du kannst dir auch während der Arbeit Zeit für Weiterbildung nehmen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich meine damit nicht, dass du deinen Job vernachlässigen, wichtige Projekte liegenlassen und hinter dem Rücken deines Arbeitgebers lernen solltest.
Ich spreche von einer offen kommunizierten Integration deiner Weiterbildung in deinen Arbeitsalltag. Wie könnte das aussehen? Du kannst zum Beispiel mit deiner Chefin vereinbaren, dass du Wartezeiten während der Arbeit für das Erlernen einer neuen Software nutzen darfst. Oder du stimmst dich mit deinem Chef ab, dass du jeden Tag zwischen 10:00 Uhr und 10:30 Uhr an deinem Business Englisch arbeitest (falls keine wichtigen operativen Aufgaben dazwischen kommen).
Wenn die investierte Zeit nicht als offizielle Arbeitszeit gelten soll, kannst du entsprechend früher anfangen oder etwas länger arbeiten, um die zeitliche Diskrepanz auszugleichen. Die erste Variante (Weiterbildungszeit = Arbeitszeit) wirkt auf den ersten Blick deutlich attraktiver. Allerdings kann dein Arbeitgeber dann auch entsprechende Nachweise oder Mitspracherechte einfordern.
Bei dem zweiten Modell (vor- oder nacharbeiten) bekommst du zwar keine Arbeitszeit gutgeschrieben, gewinnst dafür aber Freiheit, Souveränität und Flexibilität. Das ist auch nicht verkehrt.
4. In der Pause
Pausen sind grundsätzlich auch Zeiten, die du für Weiterbildung nutzen kannst. Hierbei solltest du jedoch darauf achten, dass deine Pausen immer noch zu 100 Prozent ihren Zweck erfüllen – nämlich sich körperlich und geistig zu erholen, um anschließend produktiv und motiviert weiterarbeiten zu können.
Es bringt dir nichts, wenn du nach einer Weiterbildungspause erschöpft und gestresst deine Arbeit wieder aufnimmst. Als Zeitmanagement-Trainer rate ich dazu, gerade zu Beginn einer neuen Routine die Pausenzeiten nicht anzurühren und dein Weiterbildungsvorhaben zeitlich davon zu trennen.
Sobald sich deine Weiterbildungsgewohnheit gefestigt hast, kannst du damit experimentieren, ob kurze Einheiten (2 Seiten lesen, 5 Vokabeln lernen usw.) auch in deinen Pausen umgesetzt werden können.
5. Nach der Arbeit (im Büro)
Wenn du dir vor oder während deiner Arbeit keine Zeit für Weiterbildung nehmen kannst, solltest du diese Aktivitäten auf ein produktives Zeitfenster nach deiner Arbeit verschieben.
Ich spreche bewusst von einem „produktiven Zeitfenster“, denn viele Menschen sind es nicht gewohnt, nach einem anstrengenden Arbeitstag noch mit voller Konzentration etwas Neues zu lernen. Wenn du dich daher nach deinem Job ausgepowert fühlst und dich nach Ablenkung oder Freizeit sehnst, wäre eine Weiterbildungseinheit direkt nach der Arbeit nicht das Richtige für dich.
Falls deine Energiereserven jedoch noch nicht ausgeschöpft sind, besteht eine Möglichkeit, nach der Arbeit für eine feste Dauer im Büro zu bleiben und dort einer Weiterbildung nachzugehen. Warum im Büro? Weil du deine Weiterbildung damit aus deinem privaten Umfeld fernhältst und ihr ein professionelles Setting verpasst.
Außerdem kannst du mit einem definierten Rahmen und Deadlines arbeiten („Nach der Arbeit bleibe ich 30 Minuten länger und lerne Kapitel 3.2 aus meinem Buch“). Dadurch definierst du ein festes Ziel und erzeugst produktiven Druck, der unterstützend wirken kann. Bei dieser Strategie empfehle ich zwei Dinge: Erstens, besorge dir das Einverständnis deines Arbeitgebers. Berichte von deinem Vorhaben und bitte darum, für diese Zeit das Büro, Computer und Co. nutzen zu dürfen. Zweitens, trenne Job und Weiterbildung.
Achte penibel darauf, während deiner Weiterbildungszeit keine beruflichen To-dos zu erledigen. Geh nicht ans Telefon und beantworte keine E‑Mails. Du bleibst länger, um zu lernen. Und nur um zu lernen.
6. Nach der Arbeit (zu Hause)
Sollte das Modell Weiterbildung direkt nach der Arbeit nicht für dich funktionieren, kannst du auch etwas Zeit verstreichen lassen und deine neue Routine zu Hause durchführen.
Dies bietet sich besonders dann an, wenn du die Auszeit zwischen Arbeit und Weiterbildung dazu nutzt, um neue Kraft zu schöpfen und private Verpflichtungen zu erledigen (und diese aus dem Kopf zu bekommen). Im Anschluss kannst du dich dann frisch und ausgeruht um deine Weiterbildung kümmern.
Dabei solltest du beachten, auch zu Hause so fokussiert und konzentriert wie möglich vorzugehen. Lernen beim Abendessen oder auf dem Sofa, während deine Lieblingsserie im Hintergrund läuft, bringt dir nichts. Ziehe dich stattdessen an an einen ruhigen Ort zurück und widme dich vollständig deiner Weiterbildung.
7. Bildungsauszeit
Falls du in deinem Alltag absolut keine Zeit für Weiterbildung bereitstellen kannst, möchte ich dir noch ein alternatives Konzept vorstellen: die sogenannte Bildungsauszeit.
Unter einer Bildungsauszeit (auch: Bildungsurlaub) kannst du dir einen Zeitraum vorstellen, für den dich dein Arbeitgeber freistellt. Und zwar mit dem Ziel, dass du die gewonnene Zeit für Weiterbildung nutzt. Diese Thematik ist ist sehr umfangreich und kann in der Umsetzung individuell ausgestaltet werden.
Außerdem gibt es passende Förderungen, Stipendien, Austauschprogramme usw. An dieser Stelle daher nur der Hinweis an dich, dass es so etwas gibt, und dass du dich mit deinem Arbeit einmal darüber unterhalten kannst. Vielleicht passt diese Option zu dir und deinem Lebensentwurf.
Fazit
Zeit für Weiterbildung sollte in jeder Lebensplanung vorkommen. Am besten regelmäßig und so professionell wie möglich. Es gibt keine bessere Investition in dich selbst als kontinuierliche Bildung. Dadurch sicherst du deine persönliche Entwicklung, verbesserst deine Karrierechancen und schaffst dir einen unschätzbaren Wissensvorsprung.
Ja, Weiterbildung ist anstrengend. Und sie beansprucht Zeit und Energie. Aber mit der richtigen Strategie kannst du sie geschickt in deinen Alltag integrieren und Schritt für Schritt zur Gewohnheit werden lassen.
Hier ist nochmal die Übersicht, mit welchen Optionen du neben deinem Job mehr Zeit für Weiterbildung finden kannst:
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Implementierung im Alltag anstrengend sein kann und einige Mühe erfordert. Besonders in stressigen Phasen fällt es mir schwer, meine Weiterbildungsziele im Auge zu behalten und regelmäßig an ihnen zu arbeiten. Doch insgesamt gelingt es mir ganz gut und ich freue mich häufig sogar auf neue Herausforderungen – selbst dann, wenn ich optional noch ein paar andere To-dos für meine Projekte zu erledigen hätte.
Welchen Stellenwert hat Weiterbildung in deinem Alltag? Nimmst du dir regelmäßig Zeit dafür? Und welche Themen stehen bei dir im Fokus?
Das würde mich interessieren. Schreib es gerne in die Kommentare unter diesen Artikel. Dort habe ich auch aufgeschrieben, womit ich mich gerade nach der Arbeit (zu Hause) beschäftige. Bis gleich!