Egal, ob Pomodoro-Technik, Pareto-Prinzip oder ALPEN-Methode: Jeder von uns ist schon der ein oder anderen Zeitmanagement-Methode begegnet. Doch nicht alle sind für den Einsatz im stressigen Alltag geeignet. In diesem Artikel stelle ich zehn weniger bekannte Zeitmanagement-Methoden vor, die sofort helfen und besonders für vielbeschäftigte Menschen nützlich sein können.
Die meisten Zeitmanagement-Methoden klingen interessant und versprechen schnelle, bahnbrechende Erfolge. In der Theorie mag das auch stimmen – doch die Realität sieht meist anders aus. Warum?
Erstens, weil es – je nach Komplexität der Technik – etwas Eingewöhnungszeit und Übung erfordert, bis positive Effekte sichtbar werden. Zweitens, weil viele Zeitmanagement-Methoden auf langfristige Verhaltensänderungen abzielen. Grundsätzlich ist das auch gut so.
Es hilft halt nur nicht, wenn man sich gerade mitten im Krisenmanagement befindet und sofortige Hilfe braucht.
Was dann gefragt ist, sind einfache, schnelle Techniken, die deine Gedanken ordnen, Klarheit bringen und auf Knopfdruck deine Produktivität verbessern. In meinen Zeitmanagement-Trainings sind diese Erste-Hilfe-Lösungen sehr gefragt.
Sie ersetzen zwar nicht eine tiefgreifende Ursachenanalyse für den entstandenen Stress und sind auch kein Ersatz für produktive Arbeitsgewohnheiten – dennoch ist es wichtig, sie zu kennen, um in Notfallsituationen angemessen reagieren zu können und die eigenen Ziele nicht aus dem Blick zu verlieren.
Aus diesem Grund stelle ich in diesem Artikel einige von diesen eher unbekannteren Zeitmanagement-Methoden vor.
10 wenig bekannte Zeitmanagement-Methoden
Die folgenden Zeitmanagement-Methoden können ohne Vorkenntnisse und lange Vorbereitung angewendet werden. Besonders gut eignen sie sich im stressigen Tagesgeschäft, wenn keine Zeit für eine ausführliche Strategiefestlegung bleibt.
Aber auch langfristig können sich die folgenden Zeitmanagement-Methoden auszahlen – nämlich dann, wenn du sie regelmäßig in deinen Alltag integrierst und deinem Handeln damit mehr Struktur verleihst.
Aber der Reihe nach. Im ersten Schritt geht es um die sofortige Anwendung, damit du auf der Stelle positive Effekte für dein Zeitmanagement erzielst. Los geht’s!
1. Fokus-Frage
Die Fokus-Frage von Gary Keller und Jay Papasan ist ein einfaches Werkzeug, um festzulegen, welche Aufgabe für das Erreichen eines bestimmten Ziels am wichtigsten ist – und daher mit höchster Priorität von dir erledigt werden sollte. Sie lautet:
Welches ist die EINE Sache, die ich tun kann, sodass alles andere einfacher oder sogar überflüssig wird?
Fokus-Frage
Weniger bekannte Zeitmanagement-Methoden
Die Fokus-Frage ist ein Glücksfall für Menschen, die parallel an vielen verschiedenen Projekten arbeiten und ihre Aufmerksamkeit klug steuern müssen. Genau dabei hilft die Fokus-Frage.
Die Frage ist auffällig simpel. Dennoch bewirkt sie eine spürbare Veränderung deiner Denkweise, erzeugt klare Handlungsempfehlungen und sorgt damit für beachtliche Fortschritte in deinem Zeitmanagement. Sie ist ein Impulsgeber, der dich dazu zwingt, eine Antwort darauf zu geben, was gerade in der Situation, in deinem Job oder in deinem Leben am wichtigsten ist.
Die Fokus-Frage drängt dich dazu, Prioritäten zu setzen („Welches ist die EINE Sache, … “), bringt dich zum Handeln („ … die ich tun kann, … “) und schützt dich vor Orientierungslosigkeit und Ablenkungen („ … sodass alles andere einfacher oder sogar überflüssig wird?“).
Jedes Mal, wenn du die Fokus-Frage beantwortest, wird dir etwas klarer, was du erreichen möchtest und welche Schritte auf diesem Weg zu gehen sind. Dieses Zusammenspiel macht die Fokus-Frage so stark. Besonders bei wechselhaften und komplexen Anforderungen in deinem Alltag kann dir dieses Werkzeug gute Dienste erweisen.
Hier ein paar Anwendungsbeispiele zu dieser Zeitmanagement-Methode:
Fast täglich ändern sich deine Pläne, neue Aufgaben kommen hinzu, alte Verpflichtungen lösen sich in Luft auf. Kurz: Du musst laufend deine Prioritäten ändern und trotzdem deine langfristigen Ziele im Blick behalten. Die Fokus-Frage ist das ideale Mittel, um dich dabei zu unterstützen.
2. Zwei-Minuten-Regel
Die Zwei-Minuten-Regel ist ein Konzept des amerikanischen Zeitmanagement-Gurus David Allen und hilft dir dabei, deinen Alltag zu organisieren. Diese Regel ist einfach in der Anwendung, fördert eine produktive Arbeitsweise und schützt deine To-do-Liste vor Überfrachtung. Sie lautet:
Wenn du eine Aufgabe innerhalb von zwei Minuten erledigen kannst, führe sie direkt durch. Dauert die Bearbeitung länger als zwei Minuten, schreibe die Aufgabe auf deine To-do-Liste und kümmere dich später darum.
Zwei-Minuten-Regel
Weniger bekannte Zeitmanagement-Methoden
Direkt ein Beispiel dazu: Kannst du die E‑Mail in zwei Minuten lesen, verstehen, bearbeiten und ablegen – mache es jetzt sofort. Glaubst du hingegen, dass es länger dauert, erteile dieser Aufgabe einen Platz auf deiner To-do-Liste. So simpel und doch so produktiv.
Die Zwei-Minuten-Regel sorgt dafür, dass du schnell in Aktion kommst und Überorganisation vermeidest. Der Grund für die Zwei-Minuten-Grenze liegt darin, dass es innerhalb dieses Rahmens insgesamt länger dauern würde, einen Vorgang zu planen, als ihn gleich beim ersten Aufnehmen zu erledigen. Oder anders gesagt: Bei zwei Minuten liegt die Effizienzgrenze.
Ist die Aufgabe nicht wichtig, solltest du sie ohnehin nicht beachten. Ist sie hingegen wichtig, solltest du sie effizient erledigen. Also entweder schnell durchführen (E‑Mail bearbeiten), oder – bei komplexeren Projekten (Bericht schreiben) – planen und strategisch vorgehen.
Damit ist die Zwei-Minuten-Regel ein Filter für den Kleinkram, der dir im Alltag begegnet. Sie hilft dir dabei zu entscheiden, wie du mit neuen Aufgaben umgehen kannst und beschützt deine To-do-Liste. Du vermeidest Ansammlungen von Mini-Aufgaben und kommst schneller in einen Flow, da kleine Aufgaben zügig abgeschlossen werden.
Am Anfang wirkt die Zwei-Minuten-Regel sehr restriktiv – doch das ist sie gar nicht. Du kannst das Zeitfenster von zwei Minuten auch als Richtwert verstehen und je nach Situation die Schwelle auf fünf, zehn oder fünfzehn Minuten erhöhen. Ganz nach deinem individuellem Rhythmus. Achte nur darauf, dass du die Zeitfenster so wählst, dass du produktiv und effizient bleibst.
3. Auf jeden Fall oder gar nicht
Nein-Sagen ist eine hohe Kunst und für viele Menschen ein großes Problem. Meine Klienten berichten mir häufig davon, wie schwer es ihnen fällt, Bitten von Kollegen auszuschlagen und unnötige Termine abzusagen. Doch wenn du einen vollen Terminkalender hast und deine To-do-Liste kein Ende nimmt, musst du dich selbst schützen und deine Zeit verteidigen.
Besonders hinderlich ist dabei der Abwägungsprozess: Soll ich Ja oder Nein sagen? Was wären die Konsequenzen? Was könnte im schlimmsten Fall passieren? Was denken die anderen dann über mich? Und so weiter.
All diese Überlegungen zehren an deinen mentalen Kräften, verlangsamen deine Entscheidungsfindung und kosten dich Zeit. Die „Auf-jeden-Fall-oder-gar-nicht-Philosophie“ des Unternehmers und Schriftstellers Derek Sivers kann dir in solchen Momenten als Faustregel dienen und dabei helfen, radikale Entscheidungen zu treffen, die dir langfristig guttun. Die Regel lautet:
Wenn du zu etwas nicht „Auf jeden Fall!“ sagen kannst, dann entscheide dich dagegen und sage „Nein!“.
Derek Sivers
Weniger bekannte Zeitmanagement-Methoden
Diese Zeitmanagement-Methode ist einfach und besonders dann hilfreich, wenn du die Wahl zwischen vielen unterschiedlichen Handlungsoptionen hast. Die Auf-jeden-Fall-oder-gar-nicht-Philosophie verhindert, dass du zu oft Ja sagst und damit Zeit für Tätigkeiten aufwendest, die dich nicht zu 100 Prozent interessieren.
Deine Zeit ist zu kostbar, um sie mit halbherzigen Aktionen zu verplempern. Wenn du hingegen zu allem, was dich nicht begeistert, standardmäßig Nein sagst, kannst du dich mit ganzer Energie den Dingen widmen, für die du wirklich brennst. Du schaffst wertvolle Freiräume in deinem Leben, wenn du Nebensächlichkeiten systematisch aussperrst und stattdessen deine Prioritäten in den Fokus rückst.
Für deinen beruflichen Erfolg ist es von großer Bedeutung, dass du deine Zeit effizient einsetzt. Zu Beginn einer Karriere kann es sinnvoll sein, zu vielen Experimenten Ja zu sagen. Doch schon hier muss eine kluge Priorisierung stattfinden, damit sich langfristig ein Profil herausbilden kann.
Sobald du dich jedoch auf einer höheren Stelle im Organigramm wiederfindest, schadet es deiner Entwicklung nicht mehr, auf die eine oder andere Chance zu verzichten. Ganz im Gegenteil: Wenn du in einer Führungsposition jedes Angebot annimmst, wirst du irgendwann in den ganzen „coolen“ Projekten ertrinken. Dir bleibt dann nicht einmal genug Zeit und Kraft für die Erledigung deiner wichtigsten Kernaufgaben.
Bevor du dich das nächste Mal fahrlässig für ein neues Projekt entscheidest, eine Geschäftsreise in die Mongolei zusagst oder die Geburtstagseinladung deiner nervigen Hippietante annimmst, solltest du kurz innehalten: Ist deine ehrliche Antwort „Auf jeden Fall!“ oder eher „Na gut, ist bestimmt nicht so schlimm“?
Sollte der zweite Fall zutreffen, wäre es auf jeden Fall ein mutiger und richtiger Schritt, mit Nein zu antworten.
4. VIP-Liste
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Menschen in deinem Leben: Die einen sorgen dafür, dass ihr gemeinsam über euch hinauswachsen könnt und zusammen mehr auf die Reihe bekommt als jeder für sich alleine; die anderen zapfen dir Energie ab, nutzen dich aus und stehlen deine Zeit.
Diese Menschen sind nicht nützlich oder hilfreich – sie sind lästig. Sie rauben deine Kraft und zerstören deine Motivation. Ganz langsam. Wie eine kleine Dosis Gift, die dir immer wieder verabreicht wird. Das Problem dabei ist, dass diese „giftigen“ Menschen nicht einfach zu identifizieren sind. Sie sind Meister der Tarnung, schleichen sich in dein Leben und gehen meist nicht wieder weg, bis du sie vor die Tür setzt.
Leider verbringen wir im Alltag tendenziell zu viel Zeit mit den Menschen der giftigen Kategorie. Aus Höflichkeit oder Unachtsamkeit lassen wir sie in unser Leben und schenken ihnen große Teile unserer kostbaren Zeit – nur, um uns am Ende schlechter zu fühlen und keine Ressourcen mehr für unsere Lieblingsmenschen übrig zu haben. Besonders in stressigen Zeiten fallen wir auf diese Menschen herein.
Das Konzept der VIP-Liste kann dir dabei helfen, dein Umfeld klüger auszuwählen. Stell dir dein Leben dazu als einen exklusiven Nachtclub vor. Jeder will hinein – gute Menschen, unbekannte Menschen und giftige Menschen – doch es gibt nicht ausreichend Platz für alle. Das heißt: Es muss gefiltert werden. Daher erhalten die Türsteher die Anweisung, nur noch diejenigen Besucher hereinzulassen, die erwünscht sind und auf der Gästeliste stehen.
Dies ist deine persönliche VIP-Liste.
Deine VIP-Liste ist eine Schutzvorrichtung gegen unerwünschte Zeitdiebe, die sich in dein Leben drängen wollen, obwohl sie gar keinen Platz verdient haben: der nervige Kollege, die aufdringlichen Nachbarn, der seltsame Freund eines Freundes – alles ungebetene Gäste. Auf deiner VIP-Liste stehen hingegen nur Menschen, die dir guttun: dein Partner, beste Freunde, die Lieblingskollegin. Diese Menschen kommen an den Türstehern vorbei; sie erhalten sogar ein goldenes VIP-Armbändchen, damit sie jederzeit wieder hereinkommen können.
Die meisten Menschen treffen diese Vorauswahl jedoch nicht. Sie lassen alle Besucher ungefiltert in ihr Leben und kümmern sich um jeden einzelnen, weil sie gute Gastgeber sein wollen. Sie hinterfragen die Beziehung zu ihren Mitmenschen nicht, sondern nehmen jede Zweckgemeinschaft als gegeben und unveränderlich hin.
Doch das Gegenteil sollte der Fall sein: Du allein entscheidest, mit wem du deine freie Zeit verbringst. Selbst im familiären oder beruflichen Umfeld hast du Einflussmöglichkeiten. Nutze daher eine persönliche VIP-Liste als Zeitmanagement-Methode und lege fest, mit welchen Menschen du mehr Zeit verbringen möchtest. Und mit wem nicht.
5. Ivy-Lee-Algorithmus
Da wir gerade beim Thema Listen sind: Wie voll ist deine To-do-Liste? Zu voll, nehme ich an. Dann brauchst du Struktur und Klarheit, um welche Punkte du dich zuerst kümmern solltest. Genau darüber hat sich der Produktivitätsexperte Ivy Lee Gedanken gemacht und eine Zeitmanagement-Methode entwickelt, die besonders Führungskräften dabei helfen soll, effizienter und zielgerichteter zu arbeiten.
Er entwickelte einen Priorisierungsalgorithmus, der bei minimalem Aufwand mehr Produktivität und bessere Ergebnisse erzielen kann. Keine Sorge, du musst dafür nichts programmieren. Alles, was du zur Anwendung des Ivy-Lee-Algorithmus benötigst, ist etwas zu schreiben.
Im ersten Schritt erstellst du eine Liste mit deinen wichtigsten Aufgaben. Im Original ist die Rede von sechs To-dos, aber die Anzahl sollte sich nach deiner individuellen Leistungsfähigkeit und der Komplexität der Aufgaben richten. Anschließend bestimmst du Prioritäten und ordnest deine Aufgaben der Wichtigkeit nach. Diese Schritte führst du entweder am Vorabend oder direkt am frühen Morgen durch.
Nun beginnst du mit der Abarbeitung deiner Liste und konzentrierst dich voll und ganz auf die Aktivität mit der höchsten Priorität. Alles andere blendest du aus. Sobald du die erste Aufgabe erledigt hast, aktualisierst du deine To-do-Liste: Sind neue, wichtige Aufgaben hinzugekommen? Haben sich alte Aufgaben von selbst erledigt oder können gestrichen werden? Sind deine Prioritäten noch aktuell?
Wenn deine Liste auf dem neusten Stand ist, beginnst du mit der wichtigsten Aufgabe und arbeitest sie mit höchster Konzentration ab. Danach aktualisierst du wieder deine Liste und so weiter. Am Ende des Tages überträgst du alle unerledigten Aufgaben auf eine neue Liste, planst deine Aktivitäten für den nächsten Tag und priorisierst erneut. Am Folgetag geht es dann wieder von vorne los. Die Ivy-Lee-Methode folgt also diesem Ablauf:
Zwei Gegebenheiten machen diese Methode so stark: Erstens bringt dich der Ivy-Lee-Algorithmus dazu, morgens mit deiner wichtigsten Aufgabe zu beginnen. Du verschwendest keine Zeit, sondern bist direkt voll fokussiert. Zweitens sorgen die Aktualisierungsvorgänge für eine kontinuierliche Bewertung deiner Aufgaben. Dadurch kümmerst du dich grundsätzlich nur um deine oberste Priorität. Allein dafür kann sich dieser Ansatz lohnen.
6. Task Chunking
Bleiben wir noch einen Moment bei deiner To-do-Liste. Die Zusammenstellung deiner wichtigsten Aufgaben auf einer Liste hat einen großen Nachteil: In der Regel ist deine Planung thematisch ungeordnet. Die Reihenfolge deiner Aufgaben ist willkürlich und folgt keiner effizienten Struktur.
Würdest du stur jeden Punkt nacheinander abarbeiten, wärst du zwar beschäftigt, aber alles andere als produktiv. Du würdest von Aufgabe zu Aufgabe springen und dich jedes Mal neu in die Arbeitsroutinen und Prozesse eindenken müssen. Dabei geht nicht nur Energie, sondern auch viel Zeit verloren.
Darum ist es sinnvoll, ähnliche und verwandte Aufgaben in Blöcken zusammenzufassen und diese dann gebündelt hintereinander zu bearbeiten. Diese Bündelung wird als „Chunking“ bezeichnet; die jeweiligen Aufgabenblöcke sind die sogenannten Task Chunks. Vom Prinzip her kannst du dir das so vorstellen:
Aufgabenblöcke fördern eine effiziente Arbeitsweise. Indem du ähnliche Aufgaben gebündelt bearbeitest, setzt du deine Zeit wirtschaftlich ein, wirst weniger abgelenkt und kannst deine arbeitstechnischen Reibungsverluste reduzieren. Dazu analysierst du zunächst deine To-do-Liste und bestimmst thematische Kategorien. Danach ordnest du jede Aufgabe in eine Kategorie ein und bildest auf diese Weise Blöcke.
Während du am Anfang ein Wirrwarr von Aufgaben auf dem Zettel hast, steht am Ende des Prozesses eine übersichtliche Zusammenstellung, die du viel leichter durchschauen und abarbeiten kannst. Das Chunking richtet sich nach der inhaltlichen und zeitlichen Ausrichtung der Aufgaben: To-dos, die ähnliche Arbeitsschritte erfordern, vergleichbare Rahmenbedingungen haben oder die gleichen Hilfsmittel benötigen, können leicht zu einem Aufgabenblock zusammengefasst werden.
Kurze (Teil-)Aufgaben eignen sich dabei eher für eine Bündelung als große Projekte, die für sich genommen schon viel Zeit in Anspruch nehmen. Letztere können jedoch in einzelne Arbeitsschritte aufgeteilt und im Nachhinein zu den passenden Kategorien hinzugefügt werden.
Task Chunking kannst du als eigenständige Technik nutzen oder als Hilfsprozess zusammen mit anderen Zeitmanagement-Methoden verwenden.
7. Not-to-do-Liste
Wenn du dein Zeitmanagement im Berufs- und Privatleben kurzfristig verbessern möchtest, reicht es nicht, neue Dinge dazuzulernen oder bessere Gewohnheiten zu etablieren. Häufig ist es zusätzlich notwendig, gewisse Dinge, die dich ausbremsen und deine Zeit stehlen, NICHT mehr zu tun. Doch über diese inneren Blockaden musst du dir erst einmal im Klaren sein. Genau dabei hilft dir eine Not-to-do-Liste. Auf dieser Liste sammelst du diejenigen Aktivitäten, die für deine Effizienz schädlich sind – also Dinge, die du nicht tun solltest.
Deine Not-to-do-Liste hält dich davon ab, unproduktiven Beschäftigungen nachzugehen. Sie schärft dein Bewusstsein für Ablenkungen und hilft dir dabei, schlechte Verhaltensmuster in den Griff zu bekommen. Sobald du deine Not-to-dos aufgespürt und schriftlich formuliert hast, wird es dir viel leichter fallen, destruktive Verhaltensmuster zu durchbrechen und dich auf deine Stärken zu konzentrieren.
Dazu ist es notwendig, dass du einen genauen Blick auf deine Aktivitäten wirfst und diese hinsichtlich ihres Nutzens analysierst. Hierbei lassen sich grundsätzlich drei verschiedene Stufen der Wertigkeit von Aufgaben unterscheiden: hoch, gering, wertlos. Bei Aktivitäten mit hohem Wert können zusätzlich langfristige und kurzfristige Effekte voneinander unterschieden werden, sodass es strenggenommen vier verschiedene Abstufungen gibt. Daraus ergibt sich die folgende Verteilung deiner Aktivitäten gemessen an ihrer Wertigkeit:
Zu deinen wertvollen Aufgaben zählen diejenigen Aktivitäten, die hauptsächlich für deinen Erfolg verantwortlich sind. Langfristig könnte beispielsweise das Erlernen einer neuen Fremdsprache wertvoll sein, während du kurzfristig keine positiven Auswirkungen dadurch feststellen wirst. Der Abschluss eines neuen Kundenauftrags oder der Start einer Marketingaktion könnte hingegen kurz- bis mittelfristig einen hohen Wert für dich generieren.
Zu den Aktivitäten mit geringem Wert zählen meistens administrative Aufgaben oder Projekte, die du für andere Personen abwickelst, wie zum Beispiel E‑Mails sortieren, telefonieren oder einem Kollegen helfen. Sinnlos im Internet surfen oder stundenlang Unterhaltungspodcasts hören sind Aufgaben ohne Wert und nehmen den letzten Platz in deinem Ranking ein.
Aufgaben mit einem hohen Wert sind besonders selten und bilden die Spitze der Pyramide. Dabei sind langfristig wertvolle Aktivitäten noch seltener als kurzfristige. Die Aufgaben mit einem geringen Wert bilden den mittleren Streifen und sind öfter in deinem Leben vorzufinden.
Mit Abstand am häufigsten wirst du jedoch mit wertlosen Aufgaben konfrontiert – und dementsprechend viel Zeit verschwendest du mit diesen Aktivitäten, wenn du dich nicht davor schützt. Eine Not-to-do-Liste unterstützt dich bei diesem Vorhaben und zeigt dir, welche Aufgaben du vermeiden solltest.
8. 90-Prozent-Methode
Im Alltag tappen viele Menschen in die Perfektionsmus-Falle. Dadurch verlieren sie sich in Kleinigkeiten und arbeiten viel zu unproduktiv. Weil sie alles perfekt machen und keine Fehler riskieren wollen, brauchen sie eine Ewigkeit für die einfachsten Aufgaben. Ihre hohen Ansprüche lähmen sie.
Besonders wenn es darum geht, mit einer neuen Aufgabe zu beginnen, kann übersteigerter Perfektionismus problematisch sein. Er führt nämlich dazu, dass du dich selbst unter riesengroßen Druck setzt und eine unerfüllbare Erwartungshaltung dir gegenüber aufbaust. Damit kannst du dich so sehr blockieren, dass du die Übersicht verlierst, dich verzettelst – oder gar nicht erst mit der Aufgabe beginnst, weil du schon zu Beginn keine Chance siehst, diese „perfekt“ zu erledigen. Deadlines und Aufgabenpläne können so niemals eingehalten werden, was wiederum deine gesamte Zeitplanung zunichtemacht.
Gewöhne dir deswegen an, mit Absicht unperfekt zu sein. Versuche nicht in jeder Situation 100 Prozent zu geben und jedem Detail verbissen hinterherzujagen. Gib dich stattdessen mit 90 Prozent (oder weniger) zufrieden. Erstens, kannst du die 100 Prozent realistisch ohnehin nicht erreichen und zweitens, wirst du erstaunt sein, wie herausrragend deine Leistung damit immer noch ist. Der folgende Leitsatz kann dir dabei helfen, dieses Mindset zu verinnerlichen und dich davor schützen, zu perfektionistisch zu arbeiten:
Es darf nicht immer perfekt sein!
90-Prozent-Methode
Weniger bekannte Zeitmanagement-Methoden
Nicht „Es muss nicht immer perfekt sein!“ oder „Es kann nicht immer perfekt sein!“, sondern „Es darf nicht immer perfekt sein!“. Besonders dann, wenn du perfektionistisch veranlagt bist und beim Arbeiten jedes noch so kleine Detail recherchierst, darstellst oder ausrechnest, musst du dich selbst bremsen. Du musst lernen, dir den Perfektionismus zu verbieten, wenn du merkst, dass der zusätzliche Nutzen marginal ist.
Lösche deine anspruchsvolle Einstellung nicht komplett aus, setze sie stattdessen bewusst ein. Entwickle einen selektiven Perfektionismus, der es dir erlaubt, in bestimmten Phasen extrem genau und ausführlich zu arbeiten, während du dich in anderen Situationen bewusst zurückhältst und effizient deine Aufgaben erledigst.
Ja, das ist ein Balanceakt. Aber wenn du dir diese Fähigkeit antrainierst und gezielt einsetzen kannst, wird die Qualität deiner Arbeit enorm zunehmen. In deinem Beruf, aber auch in allen anderen Lebensbereichen. Du kannst dich dann je nach Aufgabe selbstständig motivieren und qualitativ hochwertige Leistungen abliefern, während du in anderen, unwichtigen Bereichen zwei Gänge zurückschaltest und dich bewusst mit 90 Prozent zufriedengibst.
9. Non-Zero Days
Regelmäßig Sport treiben, auf eine gesunde Ernährung achten und sich Zeit für Weiterbildung nehmen: Die Liste an wünschenswerten Gewohnheiten ist lang – doch es sind genau diese Verhaltensmuster, die im stressigen Tagesgeschäft auf der Strecke bleiben. Zwischen all den Projekten, Terminen und To-dos werden meist jene Gewohnheiten geopfert, die uns langfristig guttun und nachhaltigen Nutzen bringen.
Das Konzept der Non-Zero Days kann dir an dieser Stelle helfen, denn es unterstützt dich dabei, kleine Gewohnheiten in deinem Alltag zu etablieren. Non-Zero Days sind ein relativ neues Konzept aus der Produktivitätsforschung und in Deutschland bisher kaum bekannt. Das Grundprinzip lautet:
Non-Zero Days sind Tage, an denen du nicht nichts machst – also Tage, an denen du wenigstens ein klitzekleines bisschen für dein Ziel arbeitest.
Non-Zero Days
Weniger bekannte Zeitmanagement-Methoden
Es muss nicht viel sein, aber mehr als null (daher der Name). Dadurch, dass du Non-Zero Days in deinen Alltag integrierst, ist es einfacher für dich, erfolgreiche Gewohnheiten aufzubauen und ein kraftvolles Momentum aufrecht zu erhalten. Tage, an denen du positive Verhaltensmuster vollständig ignorierst, gehören damit der Vergangenheit an.
Gleichzeitig musst du dich aber nicht auspowern, denn kleine Aktionen reichen schon aus, um deine Non-Zero-Mission am Laufen zu halten. Damit sind Non-Zero Days perfekt für Menschen, die beruflich viel zu tun haben, aber trotzdem ihre persönlichen Ziele nicht aus den Augen verlieren möchten. Du musst pro Tag nicht viel Zeit investieren, bekommst aber einen deutlich höheren Ertrag, da sich deine Non-Zero-Einheiten auf Dauer summieren. Die Erfolgsformel lautet also: Arbeite nur ein kleines bisschen – dafür aber jeden Tag.
Mit diesem Leitsatz wirst du deine Arbeitsweise revolutionieren. Wenn du nur jeden Tag ein paar Minuten deiner Zeit investierst, wirst du um ein Vielfaches erfolgreicher, glücklicher und stressfreier sein als je zuvor. Außerdem behältst du deine Ziele jeden Tag im Auge und machst dir bewusst, warum du tust, was du tust. Dadurch wächst deine Motivation automatisch und du gehst deine Aufgaben zielstrebiger an.
Am besten funktionieren diese Mini-Gewohnheiten übrigens, wenn du sie an andere Routineaufgaben koppelst („Nach dem Zähneputzen lese ich fünf Minuten in einem Buch!“) oder morgens als Allererstes erledigst („Direkt nach dem Aufstehen gehe ich joggen!“). Durch dieses sogenannte Habit Stacking verankern sich die Gewohnheiten fest in deinem Tagesrhythmus und laufen bald ganz von allein ab, ohne dass du etwas dafür tun musst.
10. Kettenregel
Mithilfe der Non-Zero Days aus dem vorherigen Abschnitt kannst du trotz eines stressigen Alltags positive Gewohnheiten aufbauen und beibehalten. Die kleinen Wiederholungen entwickeln auf Dauer eine ungeheure Zugkraft und etablieren produktive Verhaltensmuster in deinem Leben. Eine nützliche Technik, die diesen Prozess unterstützt, ist die sogenannte Kettenregel.
Die Kettenregel ist eine der einfachsten und wirkungsvollsten Zeitmanagement-Methoden, um die eigenen Ziele zu visualisieren und damit positive Gewohnheiten zu stärken. Alles, was du für die Umsetzung brauchst, ist ein großer Wandkalender, auf dem ein Monat oder ein ganzes Jahr abgebildet ist. Auf die Schnelle reicht auch ein Ausdruck, den du in deinem Büro oder (Arbeits-)Zimmer aufhängen kannst. Und zwar so, dass du ihn unmöglich übersehen kannst.
Nun arbeitest du für einen kurzen Zeitraum an einem deiner übergeordneten Ziele oder einer wichtigen Aufgabe und markierst diesen Tag anschließend mit einem großen roten X. Fahre bei jedem weiteren Tag, an dem du etwas für dein Ziel getan hast, genauso fort und setze eine Markierung im Kalender. Nach ein paar Tagen hast du eine Kette – und wenn du weitermachst, wird diese von Tag zu Tag länger. Das könnte dann so aussehen:
Tag 1
Tag 10
Tag 25
Weniger bekannte Zeitmanagement-Methoden: Kettenregel
Deine einzige Aufgabe ist jetzt nur noch, die Kette nicht zu unterbrechen. Du musst nicht zwölf Stunden am Tag wie ein Verrückter arbeiten oder andere unrealistische Dinge tun, um vorwärts zu kommen – sondern nur deine Kette fortführen. Nicht mehr und nicht weniger. Und genau dadurch erzeugst du eine ungemeine Motivation.
Mithilfe dieser Methode visualisierst du deine täglichen Erfolge und baust fest verankerte, produktive Gewohnheiten auf. Alles, was du dazu brauchst, sind ein Kalender und ein wenig Entschlossenheit, um das erste Kreuz in deiner Kette zu setzen. Danach musst du nur noch dranbleiben.
Fazit
Es wird immer Phasen geben, in denen deine Arbeitsbelastung höher ist als sonst und deine Selbstorganisation auf die Probe gestellt wird. In diesen Momenten ist es gut, wenn du auf bewährte Zeitmanagement-Methoden zurückgreifen kannst, die den Stress senken und deine Produktivität erhöhen. Zehn weniger bekannte (aber nicht weniger wirkungsvolle) davon habe ich in diesem Artikel vorgestellt. Hier sind nochmal die Zeitmanagement-Methoden von oben im Überblick (mit Sprungmarke zum jeweiligen Thema):
Wenn deine Projekte das nächste Mal ausufern und dir in der Aufgabenflut das Wasser bis zum Hals steht, können diese Techniken dein Rettungsring sein. Schnapp dir eine der Zeitmanagement-Methoden und wende sie an. Einfach so, ohne lange darüber nachzudenken. Sie funktionieren auch im Krisenmodus ausgezeichnet und werden dir dabei helfen, schnell wieder Land zu sehen.
Viel Erfolg bei der Umsetzung!